Warum gerade Supermärkte ein idealer Zufallstreffpunkt für Singles sind, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Verkaufspsychologen setzen ihre ganze wissenschaftliche Verführungskunst ein, um für den Kunden eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Das große Angebot erweckt in dem Kunden ein Gefühl von monetärer Omnipotenz in einem Schlaraffenland. Dies stimmt den Kunden jedoch nicht nur konsumfreundlich, sondern wirkt auch stimulierend in manch anderer Hinsicht. Die Verkaufspsychologen beabsichtigen eine Entschleunigung des Einkaufs: der Kunde soll sich Zeit lassen, er soll zwischen den Regalen umher schlendern, und dass der Kunde dabei nicht nur auf das Warenangebot, sondern auch auf andere Kunden aufmerksam wird, ist der Nebeneffekt, der uns an dieser Stelle interessiert.

Ein Blick in den Einkaufswagen anderer Kunden verrät sehr viel: Berge von Windeln und XXL-Familienpackungen signalisieren dem Single: Finger weg! Fertiggerichte in kleinen Portionen und die besonders kleine Dose Kondensmilch sind da schon interessanter. Auch die Art der Produkte sagt viel über deren Käufer aus: Liegen im Einkaufswagen Lachs, guter Wein und teures Parfum, liegen dort Bio-Eier, Öko-Fleisch und Vollkornbrot oder liegen darin No-Name-Produkte? Eine komplette Persönlichkeitsanalyse lässt sich über den Inhalt des Einkaufswagens zwar nicht erstellen, aber einige spannende Hinweise liefert dieser doch.

Und schließlich bietet der Supermarkt mit seinen Warteschlangen vor der Wurst- oder Käsetheke oder den Kassen ja auch gute Möglichkeiten, sich mit einem Plausch die Zeit zu vertreiben. Auch kann die Frau den Mann bitten, Ihr etwas aus den oberen Regalen zu reichen, weil sie zu klein sei, oder der Mann kann die Frau nach Einkaufstipps fragen, welche Apfelsorte oder welches Reinigungsmittel zu bevorzugen sei. Der Supermarkt bietet Singles also mannigfaltige Möglichkeiten – obzwar die Partnervermittlung nicht seine eigentliche Aufgabe darstellt. Ähnliches gilt übrigens für den Besuch von Wochen- und Flohmärkten.